Mein Archiv besteht aus materialisierten Gedanken und immateriellen Denkräumen, in denen sich Prozesse einer Idee bewegen, verbinden, erweitern,anhäufen, verschwinden und in neuer Form wieder auftauchen. Es ist ein Zwischenraum zwischen dem Kontext, in den ich ein Werk setze und der Imagination einer sich formenden Idee. Die Arbeit ist ein Dialog zwischen den urbanen Oberflächen und den psychologischen Tiefen persönlicher und kollektiver Erinnerungen. Das persönliche Gedächtnis stellt Fragen nach der Zugehörigkeit an verborgenen horizontale Verbindungen, die sich unter der Oberfläche des kollektiven Gedächtnisses auflösen, für mich wirken sie wie eine Kraft, die diese Verbindungen immer näher zusammenrücken oder entfremden kann. siberian brutalism ist eine Arbeit, in der ich einen Teil meines Archivs über den Standort und die Verwendung von Ornamenten in der Holzarchitektur Sibiriens offenlege und auf die räumliche Beziehung der Ausstellungsarchitektur beziehe. Das Ornament wird in der sibirischen Tradition verwendet, wo das „Innere nach Außen“ tritt. Dieses Prinzip der ornamentalen Setzung findet sich trotz großer Entfernungen im gesamten geografischen Raum der Taiga, an Säumen traditioneller Kleidung, Türen, Fenstern und auf Dächern. Die Ornamentik ist stark von der Region und dem Klima beeinflusst. Der Prozess des Archivierens ist für mich ein Zusammenziehen der Orte und Formen, ihrer Bezüge von einem regionalen zu einem globalen Kontext und umgekehrt. Die Arbeit ist ein Archiv von Ornamenten, das sich zu einer eigenen Architektur aufbaut. Sie orientiert sich am sowjetischen Brutalismus, dessen ideologischen und patriarchalischen Charakter ich in meiner Arbeit aufgreife und versuche, die Grenzen der Fragilität der beteiligten Materialien, einer eigenen Form zu finden und zu verschieben.